Podcast-Folge von „Energie im Wandel“ mit Dr. Claus Hartmann und Hajo Hoops
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Einleitung: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Die Energiewirtschaft in Deutschland steht vor einem gewaltigen Umbruch. Ob Klimaziele, Versorgungssicherheit oder Wirtschaftlichkeit – der Druck auf Stadtwerke und Industrieunternehmen steigt. Zugleich braucht es neue Konzepte, die praxisnah, flexibel und zukunftssicher sind. Eine dieser Lösungen ist das Contracting-Modell, das nicht nur Investitionen reduziert, sondern auch umfassende Betreuung, technische Planung und Betriebsführung übernimmt.
In der aktuellen Folge des Podcasts Energie im Wandel spricht Dr. Claus Hartmann mit Hajo Hoops, Head of Segment Industry bei GETEC heat&power. In einem persönlichen Gespräch geht es um 30 Jahre Energiewirtschaft, Lessons Learned, Projekte mit Herzblut und den Mut, Dinge einfach mal umzusetzen.
Wie alles begann: Technikliebe trifft Realität
Die Begeisterung für Energie entstand bei Hajo Hoops nicht auf einem Strategiemeeting, sondern ganz bodenständig: durch Motorräder und Hiwi-Jobs im Studium. Was als Mittel zum Zweck begann, entwickelte sich zur Leidenschaft für große Maschinen, Gasturbinen und komplexe Kraftwerksprozesse.
Der Blick in den 600-Megawatt-Block bei RWE Neurath, erste Berührungen mit internationalen Projekten und ein Schüsselvortrag zur GT26-Gasturbine legten den Grundstein für eine Karriere, die stets von Technik, Praxisbezug und dem Mut zur Weiterentwicklung geprägt war.
Doch Hoops ist nicht im Elfenbeinturm geblieben. Die reale Welt der Energieversorgung hat ihn immer wieder gefordert: wirtschaftlich, regulatorisch, menschlich. Diese Mischung aus technischer Tiefe und pragmatischem Denken ist heute sein Markenzeichen.
Vom Einfamilienhaus zur Megawatt-Lösung
Was im Kleinen funktioniert, muss auch im Großen skalierbar sein – davon ist Hoops überzeugt. In seinem eigenen Haus hat er die Ölheizung rausgeworfen, PV aufs Dach montiert und sich einen dynamischen Stromtarif geholt. Die Erfahrung mit schlecht eingestellten Heizsystemen und mangelhafter Beratung prägt seinen Blick auf die Praxis.
Und genau dieser Blick ist entscheidend, wenn es um industrielle Energielösungen geht. Hier hilft keine Standardlösung von der Stange. Es braucht Systemdenken, Fingerspitzengefühl und den Willen, auch die Details zu verstehen: Lastgänge, Pufferspeicher, Regelenergie, Schnittstellenoptimierung, Steuermechanismen, Preisschwellen.
Contracting als Enabler der Energiewende
Contracting bedeutet für GETEC: Planung, Finanzierung, Bau und Betrieb von Energieanlagen aus einer Hand – individuell zugeschnitten auf die Bedarfe des Kunden. Der Clou: Die Investition liegt beim Contractor. Der Kunde zahlt nur für die gelieferte Energie oder pachtet die Anlage und profitiert von jahrzehntelanger Erfahrung.
Besonders in Zeiten hoher Energiepreise, CO2-Kosten und regulatorischer Unsicherheiten bietet dieses Modell Sicherheit. Es ermöglicht Unternehmen, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren, ohne bei der Energieversorgung Kompromisse einzugehen.
Hinzu kommt: GETEC sieht sich als echter Partner, nicht als Lieferant. Projekte werden gemeinsam mit dem Kunden entwickelt, durchgerechnet, simuliert und in langfristiger Zusammenarbeit betrieben. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf Technik, sondern auch auf Vertrauen, Fairness und Augenhöhe.
Ein Blick in die Praxis: Von Papier bis Milch
Drei Beispiele zeigen, wie vielseitig Contracting sein kann:
1. Papierfabrik im Erzgebirge:
Ein Biomassekessel stellt die Hauptlast der Energieversorgung sicher. Ein Gaskessel deckt Spitzen ab. Der Betrieb ist robust, wirtschaftlich und zukunftssicher. Es geht nicht um maximale Innovation, sondern um maximale Passung.
2. Papierfabrik in Niedersachsen:
Hier wurde tiefer gedacht: Eine 12,5-Megawatt-Dampfturbine, ein flexibles Multi-Fuel-System aus Stroh und Holz, eine Anbindung an eigene PV- und Windkraftanlagen – alles abgestimmt auf volatile Strommärkte und Nachhaltigkeitsziele. Selbst transiente Zustände wie plötzliche Papierabrisse wurden berücksichtigt.
3. Molkerei mit Zero-CO2-Ziel:
Der Kunde wollte eine Versorgung ohne CO2-Emissionen. Als die 100%-Lösung wirtschaftlich nicht tragbar war, zeigte sich: Auch 90-95% CO2-Einsparung können realistisch, kosteneffizient und ökologisch sinnvoll sein. Der Weg ist oft wichtiger als die Perfektion.
Flexibilität und Technologieoffenheit
Eines zieht sich durch alle GETEC-Projekte: Technik ist Mittel zum Zweck. Ob Wärmepumpe, BHKW, Dampfturbine, Biomasse oder Power-to-Heat – das Konzept folgt dem Bedarf. Manche Anlagen sind H2-ready, andere setzen auf regelbare Turbinen, wieder andere kombinieren Strom- und Wärmeproduktion intelligent.
Zentral ist immer die Systemoptimierung: Wie sieht die Lastkurve aus? Welche Speicherkapazitäten sind sinnvoll? Wann lohnt sich Eigenstromnutzung, wann Einspeisung? Welche regulatorischen Anreize oder Hemmnisse existieren? All das fließt in die Planung ein.
Warum Contracting heute mehr denn je Sinn macht
In einer Welt, in der Energiewirtschaft zunehmend unberechenbar erscheint, wird Contracting zu einer Art „sorglos Paket“. Unternehmen müssen nicht in Millionenhöhe investieren, keine komplexe Betriebsführung aufbauen und keine CO2-Berichte schreiben. All das übernimmt GETEC.
Hinzu kommt: Contracting ist mehr als ein technisches oder finanzielles Modell. Es ist ein Kulturthema. Unternehmen geben Verantwortung ab, behalten aber die Kontrolle. Es braucht Vertrauen, Kommunikation und ein gemeinsames Ziel: Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit im Einklang.
Blick nach vorn: Die nächsten Jahre
Die nächsten Projekte sind schon in der Pipeline. GETEC plant die Elektrifizierung von Niedertemperaturprozessen, neue Multi-Fuel-Systeme, die Weiterentwicklung von Pufferspeichern und eine smarte Einbindung von Regelenergie.
Wasserstoff spielt dabei eine Rolle, aber noch keine Hauptrolle. Die Infrastruktur ist im Aufbau, die Wirtschaftlichkeit oft fraglich. Dennoch: Anlagen werden vorbereitet, Offenheit bleibt das Prinzip.
Die wahre Herausforderung liegt jedoch woanders: In der Geschwindigkeit. Der Markt braucht Lösungen jetzt. Kunden müssen Entscheidungen treffen. GETEC will dabei nicht nur Dienstleister, sondern Begleiter und Beschleuniger sein.
Fazit: Weniger reden, mehr machen
Energiewende bedeutet nicht, auf die perfekte Lösung zu warten. Sie beginnt mit dem ersten Schritt: einer ehrlichen Analyse, einer klugen Entscheidung, einem Partner, der mitgeht. GETEC zeigt, dass Contracting in der Industrie nicht nur funktioniert, sondern begeistert.
Wie Hajo Hoops sagt: „Man muss sich einfach immer in die Augen schauen können.“ In diesem Sinne: Einfach machen.