Batteriespeicher im Wandel: Schlüsseltechnologie für Energiewende, Netzstabilität & Zukunft

Die Energiewirtschaft in Deutschland steht vor einer Transformation, wie wir sie in dieser Form noch nie erlebt haben. Erneuerbare Energien gewinnen in der Energiewende rasant an Bedeutung – doch ihre größte Herausforderung liegt in ihrer Volatilität: Der Wind weht nicht immer, die Sonne scheint nicht kontinuierlich. Genau hier kommen Batteriespeicher ins Spiel.

In meiner aktuellen Podcastfolge von Energie im Wandel tauche ich tief in die Chancen, Potenziale und Herausforderungen ein, die Batteriespeicher für die Energiewende mit sich bringen. Von Heimspeichern im privaten Keller bis hin zu Großspeicherprojekten im industriellen Maßstab – sie alle können die Stabilität unserer Stromversorgung sichern und gleichzeitig die Effizienz der Energiewende erhöhen.

In diesem Beitrag fasse ich die wichtigsten Erkenntnisse aus der Episode zusammen und erweitere sie um Hintergrundwissen, spannende Zahlen und einen Ausblick auf die kommenden Jahre.

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Warum Batteriespeicher heute wichtiger sind denn je

Die Rolle der Batteriespeicher in Deutschland ist vielschichtig. Während Solaranlagen und Windkraftwerke bereits Millionen Haushalte versorgen, fehlt es oft an Flexibilität. Stromüberschüsse werden nach wie vor abgeregelt, Netze laufen an ihre Kapazitätsgrenzen.

„Der Batteriespeicher ist immer das ausgleichende Element, der dafür sorgt, dass ich im Zweifel keinen Strom aus dem Netz habe, sondern der Batteriespeicher da mal irgendwie ein paar Sekunden nur entladen wird, dann wieder geladen wird.“ – Prof. Dr. Claus Hartmann

Batteriespeicher sorgen dafür, dass diese Schwankungen ausgeglichen werden können – sowohl im kleinen Maßstab zu Hause als auch im großen Maßstab für Netzbetreiber und Märkte.


Die aktuelle Lage: Batteriespeicher in Deutschlands-Energiewende

  • Kleine Speicher dominieren den Markt: Laut den Zahlen aus dem Marktstammdatenregister sind bereits über 10,5 Gigawatt Leistung an Batteriespeichern durch Heimspeicher installiert. Diese werden meist in Kombination mit Solaranlagen genutzt, um tagsüber erzeugten Strom in die Nacht mitzunehmen.

  • Großspeicherprojekte wachsen: Neben Heimspeichern entstehen zunehmend industrielle Batteriespeicher in der Energiewende. Sie bieten neue Geschäftsmodelle wie die Teilnahme am Regelenergiemarkt oder die Nutzung von Preisunterschieden am Strommarkt.

  • Netzbetreiber unter Druck: Die steigende Zahl von Projektanträgen überfordert teilweise Netzbetreiber, die geeignete Standorte und Netzintegration sicherstellen müssen.


Die Geschäftsmodelle: Mehr als nur Strom speichern

Großbatteriespeicher sind längst nicht mehr nur „Stromtanks“. Sie bewegen sich aktiv am Markt:

  1. Spotmarkt-Optimierung: Speicher laden Strom, wenn er günstig oder sogar im Preis negativ ist (z. B. bei starker Sonneneinstrahlung), und verkaufen ihn, wenn die Nachfrage hoch ist.

  2. Intraday-Handel: Kurzfristige Schwankungen durch unerwartetes Wetter können genutzt werden, um Speicher mehrfach täglich zu be- und entladen.

  3. Regelleistung: Speicher sichern die Netzfrequenz von 50 Hz und reagieren in Millisekunden. Besonders im Bereich der Primär- und Sekundärregelleistung sind sie unschlagbar schnell und flexibel.

„Das, was die größeren Speicher machen, […] ist eigentlich deren normales Basisgeschäft, dass sie diese Stundenoptimierung machen am Vortag. Dann gibt es diesen Intraday-Handel […], was aber auch gut ist für das Energiesystem, weil wir dadurch Flexibilität reinbekommen.“ – Prof. Dr. Claus Hartmann


Standortfragen: Warum Netzdienlichkeit bei Batteriespeichern entscheidend ist

Ein Batteriespeicher kann theoretisch überall stehen – doch für das Stromnetz ist es entscheidend, wo er installiert wird.

Deutschland kämpft mit Netzengpässen, vor allem im Norden, wo viel Windstrom erzeugt wird. Große Teile davon lassen sich nicht in den Süden transportieren. Batteriespeicher können helfen, diese Engpässe abzufedern – vorausgesetzt, sie werden an den richtigen Orten gebaut.

Das Problem: Da in Deutschland ein einheitlicher Strompreis gilt, ist es aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht egal, wo ein Speicher steht. Wirtschaftliche Anreize für netzdienliche Standorte fehlen bislang.


Politische Dimension: Brauchen wir Strompreiszonen?

Eine spannende Diskussion betrifft die Frage nach Strompreiszonen in Deutschland. Länder wie Dänemark oder Schweden haben schon lange mehrere Preiszonen.

„Es ist ja für uns alle insgesamt besser, dann geben wir euch was vom Vorteil ab. Ich habe es mit einem Kuchen verglichen: Wenn der Kuchen doch größer wird, kann man sich ja Gedanken machen, wie man ihn gerecht aufteilt, sodass alle mehr haben.“ – Prof. Dr. Claus Hartmann

Die Idee: Getrennte Preiszonen würden im Norden günstigere Preise schaffen, wo viel Windstrom entsteht, und im Süden höhere Preise, wo die Nachfrage stärker ist. Das würde Investitionen in Speicher, Wasserstoff und erneuerbare Energien fördern. Politisch jedoch stoßen solche Pläne auf Widerstand – vor allem aus Süddeutschland.


Blick nach vorn: Internationale Batteriespeicher-Beispiele

Ein Blick in die USA zeigt, wie relevant Speicher in Zukunft sein werden. In Kalifornien übernehmen Batteriespeicher bereits tragende Rollen für Netzstabilität und Versorgungssicherheit. Auch Schwarzstartfähigkeit – also die Möglichkeit, nach einem Blackout das Netz wieder hochzufahren – ist ein starkes Argument für ihre wachsende Bedeutung.

Deutschland steht hier noch am Anfang, doch die Potenziale sind riesig.


Fazit: Batteriespeicher als Gamechanger der Energiewende

Batteriespeicher sind mehr als nur eine technische Lösung – sie sind der Schlüssel zur erfolgreichen Energiewende. Sie stabilisieren Netze, verhindern das Abregeln erneuerbarer Energien, schaffen Flexibilität am Markt und sichern unsere Versorgung.

Gleichzeitig stehen wir noch vor Herausforderungen: Standortwahl, politische Rahmenbedingungen, Integration in die Netze und faire Preissignale. Doch die Entwicklung zeigt klar: Batteriespeicher werden in den kommenden Jahren zu einem der zentralen Bausteine unserer Energiezukunft.


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