Berta & Rudi die neuen Treiber*innen der Energiewende – Wie KI die (Zusammen-) Arbeit revolutioniert

Wie gelingt es, in Zeiten wachsender Komplexität sinnvolle Energiekonzepte nicht nur schneller, sondern auch intelligenter zu entwickeln? In der aktuellen Folge meines Podcasts „Energie im Wandel“ spreche ich mit Bernd Petraus – einem Pionier, der mit seinem Team zeigt, wie KI-basierte Technologien nicht nur Zeit sparen, sondern auch echte Zusammenarbeit fördern.

Petraus ist CTO der Digital Building Industries AG und hat gemeinsam mit seinem Team zwei Tools entwickelt, die das Potenzial haben, die Art und Weise, wie Energiekonzepte entstehen, grundlegend zu verändern: Berta und Rudi. Dabei geht es nicht um Spielerei mit Buzzwords, sondern um echte Werkzeuge für die Praxis – von Ingenieurbüros bis hin zu Stadtwerken. Was als Experiment begann, hat sich inzwischen zu einer ernstzunehmenden Plattform entwickelt.

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Von der Excel-Tabelle zur interaktiven KI

Bernd Petraus beschreibt, wie er früher mit einem erfahrenen Ingenieur klassische Energiekonzepte entwickelte. Der Prozess war manuell, zeitintensiv und stark erfahrungsgetrieben. Alles trug er Schritt für Schritt in Excel-Tabellen ein. Dann begannPetraus, erste Schritte zu automatisieren, kleine Algorithmen zu schreiben, um die Abläufe effizienter zu machen. So entstanden die Grundbausteine von Berta und Rudi.

Doch der Weg war nicht konfliktfrei. Manche Menschen warfen ihm vor, dass er ausgerechnet das kreativste in seinem Job automatisieren würde. Doch schon rund zwei Jahre später drehten sich die Meinungen und es hieß: „Gott sei Dank haben Sie es gemacht, weil ich könnte es nicht mehr“. Die Komplexität der Energieplanung ist gestiegen, dynamische Wechselwirkungen wie variable Strompreise oder Wetterdaten machen klassische Methoden ineffizient.


Was machen Berta und Rudi eigentlich?

Die beiden Tools haben unterschiedliche Schwerpunkte. Berta macht die Energiebedarfsprognose, während Rudi „die Anlagenauswahl und Dimensionierung“ übernimmt.

Berta steht für „Bemerkenswerte Energierechentechnologie Algorithmus“, Rudi für „Relativ Unaufhaltsame Dimensionierungsintelligenz“. Hinter den humorvollen Namen steckt eine hochentwickelte Methodik: Berta erstellt Lastgänge in stündlicher Auflösung, Rudi liefert dazu passende Systemkombinationen – etwa ob eine Biomasseanlage oder eine Wärmepumpe wirtschaftlicher ist.

Das Beeindruckende: Wir haben zum Test einfach mal mein Haus eingegeben und dann hat der ganze Prozess maximal sieben Minuten gedauert, bis wir die Ergebnisse hatten.


Von der Planung zur Interaktion: Der Workshop-Ansatz

Petraus betont, dass die Prozesse früher gänzlich entkoppelt waren. Heute wird alles gemeinsam in einem halbtägigem Workshop gemacht. Statt also wochenlanger Feedbackschleifen entsteht eine neue Art der Zusammenarbeit. Entscheider, Planer und Betreiber sitzen zusammen, simulieren live verschiedene Szenarien und verstehen die Auswirkungen ihrer Entscheidungen in Echtzeit.

So werden beteiligte auch mit ihren Emotionen ins Boot geholt: „Die sind dann viel stärker verbunden, können es selbst besser erklären […] und sind auch emotional besser verbunden mit dem Projekt“.


Kein Ersatz, sondern Verstärkung für Ingenieurwissen

Bernd Petraus stellt in unserem Gespräch klar, dass Berta und Rudi die Ingenieure nicht ersetzen, sondern es ist ein Tool für die Ingenieure ist, um ihnen die Arbeit zu erleichtern. Die Software hilft, komplexe Zusammenhänge schneller zu durchdringen, ohne das Erfahrungswissen zu ersetzen.

Das heißt: Planung bleibt Verantwortung, aber wird effizienter. Vor allem bei schrumpfender Zahl an Fachkräften ein entscheidender Vorteil.


Von der Idee zum Startup

Die Reise zur professionellen Software dauerte Jahre. Bernd erzählte in dem Interview, dass er es total lange verpennt hatte, Berta und Rudi überhaupt hochzufahren. Der Mangel an Fokus und der Alltag im Ingenieurbüro verzögerten die Produktentwicklung deutlich.

Doch heute ist klar: Der Schritt war richtig. Petraus vergleicht die Gründung mit dem Elternsein: „Wenn dann mal was klappt […] dann beweisen sie dir genau das, dass sie eben genau das alles problemlos aufwiegen“.


Und wie geht’s weiter?

Das nächste Ziel ist ambitioniert: Bernd will als zukünftigen Schritt mal eine ganze Stadt durchoptimieren. Gemeinsam mit Hochschulen und Stadtwerken sollen Pilotprojekte starten, die eine Kommune als Ganzes energetisch analysieren und umgestalten. Erste Schritte dazu laufen bereits.


Fazit: Die Zukunft ist kollaborativ, digital und menschlich

Was bleibt nach diesem Gespräch? Ein starkes Gefühl von Aufbruch. KI kann ein Wegbereiter für die Energiewende sein – wenn sie richtig eingesetzt wird. Nicht als Ersatz für Menschen, sondern als Verstärker. Und vor allem als Ermöglicher echter Zusammenarbeit.

Bernd Petraus hat das geschafft, was viele versuchen: Technologie mit Haltung und Menschlichkeit zu verbinden.


Zur Podcastfolge anhören: Hier geht’s zur Episode mit Bernd Petraus