Es ist immer wieder spannend, sich mit Menschen zu unterhalten, die einen komplett anderen Lebensstil haben. Menschen, die in ihrem Leben ganz andere Prioritäten setzen. Ich durfte mich mit einem ganz besonderen Menschen im Rahmen meines Podcasts unterhalten. Und zwar mit Christof „Huck“ Middeke.
Huck lebt in Finnland und genießt sein nachhaltiges Leben in der Natur. Was ihn besonders antreibt, jede Handlung in Bezug auf Skalierbarkeit und Notwendigkeit zu hinterfragen? Das Leben in aller Vielfalt. Es geht nicht nur um uns Menschen. Es geht um die Tiere, die Natur.
Die Relevanz der Notwendigkeit und Skalierbarkeit
Es gibt einen Unterschied zwischen Nachfrage und Bedarf. Nicht alles, was wir in unserem Leben haben möchten, brauchen wir auch tatsächlich. Ganz im Gegenteil. Wir leben in einem Luxus, in einer Wohlstandsgesellschaft. Bei jeder Handlung oder Anschaffung fragt Huck sich deshalb, ob das wirklich notwendig ist. Und wenn er etwas als notwendig einschätzt, muss es skalierbar sein, damit er es auch wirklich umsetzt.
Was meint er mit skalierbar? Er ist weder an das Wasser- noch an das Stromnetz angebunden. Einen gewissen Bedarf an Strom hat er trotzdem. Den möchte er aber selbst produzieren. Deshalb hat er sich gebrauchte Solarpaneele gekauft. Leider sind die im Winter schnell an ihre Grenzen gestoßen. Huck hat sich daraufhin aber keine neuen Paneele gekauft. Warum nicht? Weil nicht jeder in der Lage ist, solch eine Invention auf sich zu nehmen. Damit ist der Kauf einer neuen Solaranlage nicht skalierbar.
Ein Leben ohne Elektrogeräte ist ein Upgrade – Kein Verzicht
Für viele von uns wäre das unvorstellbar. Auf den Komfort und die Annehmlichkeiten gewisser Elektrogeräte zu verzichten. Huck empfindet das Leben ohne Elektrogeräte nicht als Verzicht. Für ihn ist es ein Upgrade – in ein einfacheres und glücklicheres Leben.
Für seinen eigenen, minimalen Strombedarf hat er eine Lösung gefunden, wie er sich doch selbst versorgen kann. Er hat einen altem Heimtrainer vom Sperrmüll genommen und einen Elektromotor eingebaut. Jetzt braucht er sich nur noch auf das Fahrrad zu setzen und sich seine kW/h zu erstrampeln.
Wir sollten lernen, mit den Gegebenheiten auszukommen
Höher, schneller, weiter sollte nicht die Devise sein, mit der wir unsere Ansprüche an unser Leben beschreiben. In Bezug auf die Energiewende sollten wir uns die Frage stellen, wie wir leben müssen, um mit dem zurecht zu kommen, was wir bereits mit erneuerbaren Energien abdecken können.
Der Weg sollte nicht sein, unseren aktuellen Verbrauch als gegeben zu betrachten und sämtliche Energiequellen anzuzapfen, um dem gerecht zu werden.
Das Angebot an Energie aus Erneuerbaren sollte der Richtwert sein, an dem unseren Bedarf orientieren. Nicht umgekehrt.
Was ist nötig, damit sich unser Wissen auch in die Handlung überträgt?
Der bekannte Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Uns ist bewusst, dass wir etwas ändern müssen. Dass wir auf dem besten Weg sind, unseren Planeten unbewohnbar zu machen. Dass unser Lebensstil jegliches Maß verloren hat.
Aber ändern wir etwas? Sicherlich gibt es einige unter uns, die bereits Verhaltensweisen angepasst oder Investitionen getätigt haben, die in die richtige Richtung gehen. Trotzdem behaupte ich, dass der Großteil der Bevölkerung still und heimlich einfach weiter macht. Obwohl es vielleicht eine Stimme in den Köpfen der Leute gibt, die auf eine vernünftigere Alternative hinweist.
Oder auch die Diskrepanz zwischen Privatleben und Beruf. Nehmen wir mal jemanden, der bei VW am Band arbeitet. Täglich kümmert die Person sich darum, bestimmte Teile an ein Auto zu bauen. An einen Verbrennermotor, der nachweislich negative Auswirkungen auf unsere Umwelt hat.
Im Privaten fährt die Person viel Fahrrad und hat sich ein Elektroauto angeschafft. In solchen Fällen ist die Frage, ob wir nicht darauf achten sollten, dass unsere eigenen Werte mit den Werten unseres Arbeitgebers übereinstimmen? Wie können wir eine Tätigkeit mit uns selbst vereinbaren, wenn wir doch insgeheim dagegen sind?
An der Grenze unserer empfundenen Komfortzone beginnen wir zu wachsen
Ja, ich habe bewusst „empfundene“ Komfortzone geschrieben. Vielleicht ist das auch offensichtlich wie der weiße Schimmel. Aber wo unsere Komfortzone anfängt bzw. aufhört steht in keinem Buch geschrieben. Niemand außer uns selbst legt das fest. Und unsere Grenze verschiebt sich mit jeder Erfahrung, die wir außerhalb unserer Komfortzone machen.
Wieso diese Erkenntnis nicht auch für die Energiewende nutzen? Uns auf Veränderungen einlassen, mutig sein und Neues ausprobieren. Wenn wir uns dabei persönlich weiterentwickeln können, unseren Horizont erweitern und etwas dazu lernen, können wir doch nur gewinnen.
Also lasst uns bei der nächsten Entscheidung an der Grenze unserer empfundenen Komfortzone den Sprung ins kalte Wasser wagen. Und uns auf das Ergebnis freuen!