Die Energiewende ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Während politische Debatten und technologische Innovationen die Schlagzeilen bestimmen, sind es oft Menschen wie Stephan Wiese, die die eigentliche Arbeit vor Ort leisten. In unserem Gespräch hat Stephan nicht nur seine beeindruckende Reise vom Rettungsdienst hin zur nachhaltigen Energieberatung geteilt, sondern auch wertvolle Einblicke in die Möglichkeiten und Herausforderungen der Eigenstromnutzung gegeben.
Ein Wandel aus Überzeugung
Stephan Wiese ist nicht nur ein erfahrener Energieberater, sondern ein Mensch, der für Nachhaltigkeit brennt. Sein Weg begann jedoch in einem völlig anderen Bereich: dem Rettungsdienst. Hier sammelte er über zwei Jahrzehnte Erfahrungen, bevor sein Körper ihm signalisierte, dass es Zeit für einen Wechsel war. „Mein Körper war nicht mehr bereit, nachts wach zu bleiben. Ganz einfach“. Diese Lebenskrise wurde zum Wendepunkt, und Stephan begann, seine beruflichen und persönlichen Ziele neu zu definieren.
Mit Eigenstromwiese gründete er ein Unternehmen, das sich auf nachhaltige und wirtschaftliche Eigenstromnutzung spezialisiert hat. Was ihn antreibt, ist eine tiefe Überzeugung: „[…] Ich habe dieses nachhaltige Gen immer schon gehabt“. Dieses Gen prägt nicht nur seine Arbeit, sondern auch seinen Lebensstil.
Die Vision der Eigenstromnutzung
Stephans Ansatz ist ebenso pragmatisch wie visionär. Er sieht in der Eigenstromnutzung eine der zentralen Möglichkeiten, die Energiewende voranzutreiben. Besonders für Landwirte mit großen Dachflächen bietet die Kombination aus Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeichern und Wärmepumpen enorme Potenziale.
Seine Botschaft an Landwirte und Haushalte ist klar: „[…] Wer langfristig sparen will, muss jetzt investieren“. Ein zentraler Bestandteil seiner Beratung ist dabei, die verschiedenen Möglichkeiten individuell zu prüfen und wirtschaftlich zu bewerten. So empfiehlt Stephan beispielsweise den Einsatz von Batteriespeichern, um überschüssige Solarenergie zu speichern und in Zeiten hohen Bedarfs zu nutzen. Er argumentiert: „Speicher sind deutlich günstiger als noch vor zehn Jahren. Das ist alles nicht mehr so teuer.“
Technische Details und Praxiswissen
Eine der Stärken von Stephan Wiese ist sein fundiertes Praxiswissen. Er betont, dass Photovoltaik-Anlagen keineswegs wartungsfrei sind, und empfiehlt eine thermografische Untersuchung nach 20 Jahren, um mögliche Defekte wie Hotspots zu identifizieren. „[…] ich gucke hoch, sieht gut aus und die Anlage produziert auch gut. Und trotzdem sind da fünf Module so faul, dass sie getauscht werden müssen. […] Es lohnt sich, das einmal zu machen“.
Zudem plädiert er für die Integration von Elektromobilität in die Eigenstromnutzung. Ein Elektroauto kann nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern auch als zusätzlicher Batteriespeicher dienen. Stephan selbst setzt dies mit seinem 77-kWh-Batteriespeicher im Auto bereits um.
Die Bedeutung der Wärmewende
Stephan sieht die Wärmewende als einen entscheidenden Baustein der Energiewende. Er spricht offen darüber, dass der Fokus lange Zeit zu sehr auf Strom lag, während der Wärmebedarf oft vernachlässigt wurde: „Die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland geht in Wärme. Wieso haben wir dieses Thema noch nicht angefasst?“.
Hier sieht er in der Kombination aus Wärmepumpen und Heizstäben eine sinnvolle Lösung. Letztere können im Sommer überschüssige Solarenergie direkt in Wärme umwandeln, wodurch die Wärmepumpe in dieser Zeit entlastet wird. Das senkt die Betriebskosten und steigert die Effizienz.
Gemeinwohlökonomie als Leitgedanke
Ein weiterer zentraler Punkt in Stephans Arbeit ist die Gemeinwohlökonomie. Für ihn bedeutet das, wirtschaftliche Entscheidungen nicht nur im Hinblick auf Profitabilität, sondern auch auf soziale und ökologische Auswirkungen zu treffen: „Wirtschaften und Handeln zum Wohle aller. Punkt“.
Er fordert, dass nicht nur Unternehmen, sondern auch Verbraucher bewusster handeln. „[…] Man darf sich nicht über leere Innenstädte beschweren, während man gleichzeitig bei Amazon bestellt […]“. Dieser Ansatz spiegelt sich auch in seiner Energieberatung wider, die darauf abzielt, nachhaltige Lösungen zu schaffen, die sowohl ökologisch sinnvoll als auch ökonomisch tragfähig sind.
Der mentale Aspekt der Energiewende
Ein bemerkenswerter Teil unseres Gesprächs war Stephans Lebensphilosophie. Er betont, wie wichtig es ist, sich nicht von negativen Gedanken leiten zu lassen: „[…] Gedanken sind nur Vorschläge“. Diese Haltung hilft ihm, in einer Welt voller Herausforderungen optimistisch zu bleiben und sich auf das zu konzentrieren, was er beeinflussen kann.
Ein Blick in die Zukunft
Für Stephan Wiese ist die Energiewende keine ferne Vision, sondern eine Aufgabe, die wir hier und jetzt angehen müssen. Er appelliert an die Politik, ein klares Commitment abzugeben und praktische Lösungen wie dynamische Stromtarife oder Netzentgelte zu fördern. Gleichzeitig sieht er aber auch jeden Einzelnen in der Verantwortung, seinen Beitrag zu leisten – sei es durch die Installation einer PV-Anlage, den Wechsel zu einem Elektroauto oder einfach durch bewusstes Konsumverhalten.
Seine optimistische Sichtweise fasst er mit einem Satz zusammen: „[…] Die Pessimisten haben öfter recht, aber die Optimisten haben das bessere Leben“.
Fazit
Stephan Wiese zeigt eindrucksvoll, wie die Energiewende auf individueller und lokaler Ebene gelingen kann. Seine Arbeit ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie technische Innovation, wirtschaftliche Vernunft und persönliches Engagement Hand in Hand gehen können.
Wenn du mehr über Stephan Wiese und seine Ansätze erfahren möchtest, hör dir die vollständige Podcastfolge an:
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