Die Energiewirtschaft steckt mitten in der größten Transformation ihrer Geschichte. Neue Geschäftsmodelle, technische Innovationen und ein wachsender Druck aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft treiben die Branche an. Genau hier setzt die aktuelle Episode meines Podcasts „Energie im Wandel“ an: Im Gespräch mit Ingmar Helmke, CEO von Tion Renewables, werfen wir einen Blick auf die Zukunft erneuerbarer Energien, Batteriespeicher und die Frage, wie man ein Unternehmen auf drei Gigawatt installierte Kapazität bis 2030 ausrichten kann.
🎧 Die gesamte Folge kannst du dir hier anhören: Podcast „Energie im Wandel“ mit Ingmar Helmke
Ein ungewöhnlicher Weg: Vom Juristen zum Energie-Investor
Kaum jemand verbindet den Beruf des Juristen mit der Rolle eines CEOs in der Erneuerbaren-Energien-Branche. Bei Ingmar Helmke war es jedoch ein Zufallstreffer, wie er selbst erzählt. Nach Stationen bei Banken und im juristischen Bereich entdeckte er die Welt der Equity Investments – und fand sich plötzlich in einem Team aus Physikern und Ingenieuren im Bereich erneuerbare Energien wieder.
Heute blickt er auf 16 Jahre Erfahrung zurück, unter anderem bei Aquila Capital, der Green Investment Group und Akuo Energy. Seit Anfang 2025 leitet er Tion Renewables und treibt die Strategie des Unternehmens voran: weg von einer reinen Asset-Betrachtung hin zu einem integrierten Portfolio-Ansatz mit Speicherlösungen und smarter Vermarktung.
Der Kern von Tion Renewables
Tion ist ein sogenannter Independent Power Producer (IPP). Das Geschäftsmodell: Investitionen in erneuerbare Energieanlagen – Wind, Solar und zunehmend Batteriespeicher – mit langfristigem Betrieb. Anders als klassische Fondsmanager oder kurzfristig orientierte Investoren setzt Tion auf langfristige Partnerschaften und nachhaltige Wertschöpfung.
Das aktuelle Portfolio umfasst knapp 400 Megawatt installierte Leistung, verteilt auf Deutschland, Spanien, Italien, Polen und die Niederlande. Besonders spannend ist der Fokus auf Hybridisierung – also die Verbindung von Wind- oder Solaranlagen mit Batteriespeichern.
Die Motivation
Im Gespräch habe ich Ingmar gefragt, was ihn persönlich antreibt. Seine Antwort zeigt die Leidenschaft für die Branche:
„Es freut mich einfach und erfüllt mich sehr, tatsächlich einen kleinen Beitrag zur Energiewende beitragen zu können.“
Diese Haltung prägt auch die Philosophie von Tion: nicht nur Kapital einsetzen, sondern aktiv mitgestalten.
Von EEG zu PPAs – und die Rolle der Strompreise
Ein wichtiger Teil unseres Gesprächs drehte sich um die Vermarktung von Strom. Während das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland lange Zeit Investoren Sicherheit gab, setzt Tion zunehmend auf Power Purchase Agreements (PPAs).
Der Vorteil: PPAs ermöglichen es, direkt mit Abnehmern wie Industrieunternehmen oder Rechenzentren langfristige Lieferverträge zu schließen. Damit lassen sich Preisschwankungen am Markt ausgleichen und ein stabiler Cashflow sichern.
Ingmar betonte dabei den Wandel: Früher wurden erneuerbare Energien als „Nische“ belächelt, heute sind sie Mainstream – und Strom aus Solar ist die günstigste Form der Energieerzeugung in Deutschland.
Dunkelflaute, Hellbrise & Batteriespeicher
Die Branche kennt ihre Fachbegriffe – zwei davon haben wir im Interview ausführlich diskutiert:
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Dunkelflaute: Phasen ohne Sonne und Wind, die die Versorgungssicherheit gefährden.
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Hellbrise: Zeiten, in denen Wind und Sonne gleichzeitig Überkapazitäten erzeugen und die Preise ins Negative fallen.
Die Lösung? Batteriespeicher.
Ingmar sieht hier eine Technologie, die sich ohne staatliche Förderung gegen regulatorische Widerstände durchsetzt. Speicher können Stromüberschüsse aufnehmen und gezielt wieder einspeisen, wenn der Bedarf hoch ist. Damit steigt die Wertigkeit des produzierten grünen Stroms erheblich.
Teamgeist als Erfolgsfaktor
Mich interessierte, welche Werte Ingmar im Berufsalltag leiten. Seine Antwort:
„Keiner von uns weiß alles. […] Teamgeist ist ganz, ganz wichtig. Wir sind einfach nicht in einem Geschäft, wo das einsame Genie alles weiß.“
Damit unterstreicht er, dass die Energiewende nicht nur technologische Innovation, sondern auch interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert: Juristen, Ingenieure, Finanzexperten und Vermarkter müssen Hand in Hand arbeiten.
Das ambitionierte Ziel: Drei Gigawatt bis 2030
Tion hat ein klares Ziel: 3 Gigawatt installierte Kapazität bis 2030. Das bedeutet eine fast neunfache Vergrößerung des aktuellen Portfolios in nur fünf Jahren.
Der Weg dahin führt über Entwicklungspartnerschaften mit großen Projektentwicklern, die Tion als zuverlässigen Finanzierungspartner schätzen. Dabei geht es nicht nur um Masse, sondern um den strategisch klugen Ausbau: lieber drei Märkte mit je 1 GW als 15 Märkte mit kleineren Assets.
Die Botschaft an die junge Generation
Am Ende des Gesprächs haben wir über die Zukunft gesprochen – und warum junge Menschen in die Branche einsteigen sollten. Ingmar formulierte es eindringlich:
„Wir sind immer noch ganz, ganz am Anfang der Energiewende. […] Ich würde noch mal anfangen in dem Bereich, wenn ich heute 25 wäre.“
Ein Plädoyer für eine Branche, die Karriere, Sinnhaftigkeit und Impact verbindet.
Herausforderungen & Chancen
Natürlich bleibt es nicht bei Erfolgsstorys – die Energiewende bringt massive Herausforderungen:
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Netzausbau: Stromnetze müssen flexibler werden, um volatile Einspeisungen auszugleichen.
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Speicherintegration: Batteriespeicher sind erst der Anfang – saisonale Speicher wie Wasserstoff könnten folgen.
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Wärme- und Verkehrssektor: Drei Fünftel des Energiebedarfs liegen hier, oft noch fossil. Die Elektrifizierung durch Wärmepumpen oder Elektromobilität ist entscheidend.
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Recycling: Von PV-Modulen bis Windflügeln müssen Kreisläufe geschlossen werden.
Dennoch überwiegt die Zuversicht. Ingmar und ich teilen den Glauben daran, dass sich Lösungen durchsetzen werden, sobald erste Schritte getan sind.
Warum dieses Gespräch wichtig ist
Diese Episode meines Podcasts zeigt, wie vielfältig die Energiewende ist: Es geht nicht nur um Technik, sondern auch um Finanzierung, Vermarktung, Unternehmenskultur und Visionen.
Es geht darum, Mut zu haben, ambitionierte Ziele zu setzen, wie Tion mit seinem „3 by 30“-Plan. Und es geht darum, Menschen für diese Aufgabe zu begeistern – ob Studierende, junge Berufseinsteiger oder erfahrene Experten, die ihren Impact vergrößern wollen.
Fazit
Das Gespräch mit Ingmar Helmke hat verdeutlicht: Die Energiewende ist längst kein Nischenthema mehr – sie ist die größte wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformation unserer Zeit. Unternehmen wie Tion Renewables zeigen, wie man mit Leidenschaft, kluger Strategie und klaren Werten Wachstum schafft und gleichzeitig Verantwortung übernimmt.
Wer die Energiewende gestalten will, findet hier die ideale Plattform – ob als Investor, Ingenieur, Student oder Energieversorger.
🎧 Hör dir die ganze Folge jetzt an: Energie im Wandel – Podcast mit Ingmar Helmke